Blutwerte und Tumormarker bei Krebs
Ein Blutbild gibt schon sehr viel Auskunft über den Zustand deines Körpers und deinen Gesundheitszustand. Es ist damit ein wichtiger Teil der Krebsdiagnostik, da Veränderungen im Blutbild auf eine Krebserkrankung hinweisen können.
Der Arzt wird dabei genau die Blutwerte analysieren lassen, die er für wichtig erachtet. Also wundere dich nicht, wenn du nicht alle aufgeführten Blutwerte findest. Auch werden verschiedene Blutwerte in unterschiedlichen Abständen bestimmt.
„Laut meiner Erfahrung haben viele Ärzte nicht die Zeit, sich ausreichend mit den Blutwerten aller Patienten auseinander zu setzen. Deshalb ist es wichtig, dass du selber ein Auge auf deine Blutwerte wirfst oder auf die Kontrolle bestimmter Werte bestehst. Lass dir deshalb immer deine Blutwerte aushändigen und kontrolliere deren Verlauf.„
Dr. Babett Baraniec
Biologin, Medizinpädagogin
Blutwerte sind jedoch nur ein Teil der Diagnostik und sollten immer in Kombination mit anderen Verfahren, wie bildgebenden Verfahren oder Biopsien, eingesetzt werden.

Auf welche Blutwerte kommt es an?

Hämatokrit
Der Hämatokrit-Wert ist ein Maß für die Menge an Blutzellen im Gesamtblut. Er sagt dir etwas darüber aus, ob du genug Erythrozyten im Blut hast.
Hämoglobin
Hämoglobin ist unser roter Blutfarbstoff der Erythrozyten, an dessen Eisen-Atomen der Sauerstoff für den Transport durch den Körper gebunden wird. Hast du zu wenig Eisen, dann wird zu wenig Hämoglobin hergestellt und dir fehlt Sauerstoff im Körper.
Erythrozyten
Das sind die roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff von den Lungen zu den Körperzellen bringen. Ist die Anzahl zu niedrig, kann das auf eine Blutarmut hinweisen, zum Beispiel durch Eisenmangel oder innere kleine Blutungen (Darm, Magen). Auch eine Chemotherapie oder Bestrahlung kann die Erythrozytenanzahl erniedrigen. Zu viele Erythrozyten kommen oftmals bei Rauchern oder Lungenerkrankungen vor.
Leukozyten
Das sind die weißen Blutkörperchen, die unser Immunsystem darstellen. Veränderte Werte zeigen oftmals Infektionskrankheiten an. Aber auch bei Krebs können die Werte verändert sein. Leukozyten solltest du bei einer Immuntherapie genau beobachten, denn sie können zeigen, ob die Therapie anschlägt. Eine Unterart, die eosinophilen Granulozyten, sind oft therapiebedingt leicht erhöht, wenn die Immuntherapie anschlägt. Auch leicht erhöhte Lymphozytenwerte, ebenfalls eine Unterart der Leukozyten, sind eventuell ein gutes Zeichen während der Therapie. Wenn die Ärzt:innen hier Veränderungen bemerken, werden sie höchstwahrscheinlich ein Differentialblutbild anfordern.
Thrombozyten
Das sind die Blutplättchen, die für die Blutgerinnung und den Wundverschluss zuständig sind. Das Blutgerinnungssystem ist bei vielen Krebspatient:innen leider durcheinander geraten. Einerseits entstehen vermehrt blaue Flecken und innere Blutungen, andererseits ist auch die Thrombosegefahr erhöht. Zu diesem Gerinnungssystem gehören noch einige andere Blutwerte, wie der Quick-Wert, die Thromboplastinzeit oder der Fibrinogen-Wert.
Differentialblutbild
Das Differentialblutbild soll ein genaueres Bild über das Entzündungsgeschehen in deinem Körper liefern. Es zeigt auch mögliche Infektionen auf und gibt Hinweise auf die Art des Erregers. Zu den Blutwerten, die hier eine Rolle spielen, gehören die Monozyten, Granulozyten und Lymphozyten. Hierbei werden nicht nur die absoluten Zellzahlen betrachtet, sondern auch die Prozentzahlen. Das verschafft den Ärzt:innen ein sehr detailliertes Bild über die Leukozyten insgesamt. Leukozyten sind sehr empfindlich in Bezug auf Krebstherapien und deshalb sind oft einzelne Werte verändert. Besonders bei einer verminderten Zellzahl solltest du gut auf deine Hygiene achten und Obst bzw. Gemüse gut abwaschen, um mögliche Infektionen zu vermeiden. Denn mit einer verminderten Leukozytenzahl ist dein Immunsystem geschwächt und du bist infektanfälliger.
CRP
Das ist ein besonders wichtiger Marker. Er gehört zum Immunsystem und zeigt bei erhöhten Werten an, dass irgendwo im Körper eine Entzündung vorliegt. Er ist allerdings unspezifisch und man sieht nicht, ob es eine bakterielle Infektion, Krebs oder irgendetwas anderes ist. Dafür zeigt oft, ob eine Therapie anschlägt.
Das Leberprofil
Die Leber spielt nicht nur bei Krebs eine wichtige Rolle. Sie ist unser Stoffwechselorgan und die meisten Medikamente müssen mindestens einmal durch die Leber durch. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Krebsmedikamente negativ auf die Leber wirken können. Auch Lebermetastasen sind leider nicht selten. Deshalb stellen wir dir im Folgenden die wichtigsten Leber- werte vor.
ASAT und ALAT
ASAT (Aspartat-Aminotransferase) ist ein Enzym, das in verschiedenen Zellen des Körpers vorkommt, einschließlich der Leber und der Muskulatur. ALAT (Alanin-Aminotransferase) ist ein Enzym, das hauptsächlich in der Leber vorkommt. Bei Krebspatient:innen kann ein erhöhter ASAT- und/oder ALAT-Wert auf eine Leberschädigung durch den Tumor selbst, durch Metastasen oder durch die Behandlung (z.B. Chemotherapie) hinweisen.
Alkalische Phosphatase
AP ist ein Enzym, das in verschiedenen Teilen des Körpers vorkommt, einschließlich der Leber und der Knochen. Bei Krebspatient:innen kann ein erhöhter AP-Wert auf eine Lebererkrankung oder Knochenmetastasen hinweisen.
Bilirubin
Bilirubin ist ein Abfallprodukt, das bei dem Abbau von Hämoglobin, einem Bestandteil der roten Blutkörperchen, entsteht. Die Leber verarbeitet Bilirubin, damit es sicher mit dem Urin und dem Stuhl ausgeschieden werden kann. Ein erhöhter Bilirubin-Wert im Blut kann auf eine Störung dieser Prozesse hinweisen, wie zum Beispiel bei einer Lebererkrankung, einem Gallenwegsverschluss oder einer übermäßigen Zerstörung von roten Blutkörperchen. Auch einige Krebs-medikamente führen zu einem erhöhten Bilirubin-Wert. Ein deutliches Zeichen für einen erhöhten Wert ist die Gelbfärbung der Haut und der Augen.
Das Nierenprofil
Auch die Nieren sind an Stoffwechselprozessen beteiligt, helfen bei der Ausscheidung von Abfallprodukten und spielen eine wichtige Rolle bei der Blutdruckregulation. Nieren können durch Krebstherapien in Mitleidenschaft gezogen werden. Im Folgenden erklären wir dir einige wichtige Werte, die Aufschluss über deine Nierenfunktion geben.
Kreatinin
Diesen Wert nimmt man immer, um die Nierenfunktion zu überprüfen. Deshalb wird dieser Wert auch im Vorfeld von bildgebenden Verfahren verlangt, da Kontrastmittel über die Nieren ausgeschieden werden und deshalb eine gute Nierenfunktion Voraussetzung für die Kontrastmittelgabe ist.
Harnstoff und Harnsäure
Beides sind Stoffwechselprodukte und beide werden über den Urin ausgeschieden. Somit können beide Werte Nierenprobleme anzeigen. Sie können aber auch durch Medikamente oder einseitige Ernährung verändert sein.
Weitere Blutwerte
Es gibt noch viele weitere Blutwerte, die Ärzt:innen bei Bedarf bestimmen lassen können. Im Folgenden werden wir deshalb nur die bedeutendsten dieser Blutwerte erklären.
TSH
Das ist ein Blutmarker, der anzeigt, ob mit der Schilddrüse alles in Ordnung ist. Bei veränderten Werten wird mit den Hormonen T3 und T4 genauer geschaut, welches Problem die Schilddrüse hat. Vor einigen bildgebenden Verfahren muss dieser Marker bestimmt werden, um zu sehen, ob die Schilddrüse gesund ist. Denn manche Kontrastmittel enthalten radioaktiv markiertes Jod und das kann die Schilddrüse schädigen. Ausserdem ist die Schilddrüse sehr anfallig auf Immuntherapien. Ca. 20 Prozent entwickeln unter einer Immuntherapie Schilddrüsenfunktionsstörungen.
Laktatdehydrogenase (LDH)
Dieser Blutwert ist relativ unspezifisch, steigt aber deutlich an, wenn vermehrt Zellen im Körper zugrunde gehen. Er ist unter anderem nach starkem Training erhöht, meist in Verbindung mit Muskelkater. Generell bei Muskelerkrankungen steigt dieser Wert an. Auch bei einer Tumorerkrankung kann dieser Wert erhöht sein.
Werte des Stoffwechsels
Einige Blutwerte geben dir Auskunft über deinen Stoffwechsel und deine Ernährungsgewohnheiten. Gesamteiweiß und Albumin zum Beispiel sagen dir etwas über den Eiweißgehalt im Blut und über deinen Wasserhaushalt. Cholesterinwerte sollst du im Blick behalten, wenn du dich fettreich ernährst und bei Bedarf mehr gesunde Fette in deinen Speiseplan einbauen. Und Glukose behalten wir am besten im Blick, weil einige Krebstherapien Diabetes auslösen können.
Tumormarker
Es gibt verschiedene Tumor-marker, die jeweils auf einen bestimmten Krebs hindeuten können. Das Problem ist, dass sie nicht immer erhöht sein müssen, also niedrige Werte Krebs leider nicht ausschließen. Und erhöhte Werte bedeuten auch nicht immer, dass man Krebs hat. Sollte aber zu Beginn der Krebserkrankung der Tumormarker erhöht sein, kann man ihn ganz gut zur Verlaufskontrolle und zum Überprüfen des Therapieansprechens verwenden. Manchmal dauert es auch während der Therapie eine Weile, bis der Tumormarker wieder sinkt. Und oftmals springt der Wert zu Therapiebeginn immer hin und her. Lass dich dadurch nicht verunsichern. Tumormarker sind nicht immer zuverlässig. Erhöhte Tumormarker bedeuten nicht unbedingt Krebs!
Videokurs „Blutwerte verstehen bei Krebs“
Da Blutwerte und Tumormarker solch ein wichtiges Thema während und nach der Therapie einer Krebserkrankung sind, haben wir einen anschaulichen Videokurs erstellt, der dir alle relevanten Werte erklärt, und auch zeigt, wie du sie dokumentierst und auswertest.
Videokurs Blutwerte

Welche Rolle spielen deine Blutwerte bei einer Krebserkrankung? An welchen Werten erkennst du, ob deine Therapie funktionioniert? Und wie behältst du bei all den Zahlen den Überblick?