Krebs Aktuell | 20. April 2025

Osterhase im Behandlungs‑Chaos

Ich sitze im Bademantel am Küchen­tisch, zweite Tasse Kaffee, der Duft von frisch gebackenen Hasen‑Plätzchen hängt noch in der Luft. Gestern haben Theda und ich Eier bemalt, heute suchen wir mit Oma im Garten nach Schokolade. Es sind genau diese Momente, in denen der Krebs leise in den Hintergrund rückt und ich spüre, wie wertvoll Normalität ist. Ganz ehrlich: Genau dafür lebe ich. Und doch weiß ich sehr genau, wie viel Glück – und harte Arbeit – dahintersteckt, dass ich diese Momente noch erleben darf.

Wenn das System plötzlich ruckelt

Ich hatte ja schon erzählt, dass ich wieder im Progress stecke, 3 neue Rezidive in der Leber sollen im Mai mittels Kryoablation behandelt werden. Der Krankenhaustermin stand fest, mein Leben war drumherum super organisiert. Du weißt möglicherweise aus eigener Erfahrung, wie herausfordernd eben diese Organisation ist, vor allem, wenn man Mutter UND berufstätig ist. Da passen Krankenhausaufenthalte nie perfekt rein.

Am Donnerstag dann der Rückruf aus der Klinik: „Wir müssen den Eingriff verschieben, uns fehlen Kapazitäten.“ Kein Vorwurf – die Ressourcen sind knapp, das weiss ich. Aber bei mir purzelt alles durcheinander: Wichtige Termine, Meetings, Kinderbetreuung, Veranstaltungen. Und das tut diesmal weh, weil der neue Termin genau auf mein 30‑Jahre‑Abi­treffen fällt. Ich hatte mich so darauf gefreut, dort zu sagen: „Seht her, ich bin noch da!“ Jetzt sage ich mir: “Dann eben zum 35‑Jährigen, Babett.”


Überlebensstrategie im Behandlungs-Chaos

Um genau dieses Hin und Her und noch viele weitere Unzulänglichkeiten geht es auch in unserem neuen YouTube-Video “Deine Überlebensstrategie im Behandlungs-Chaos: Wenn mit Krebs alles schief läuft”. Du kennst das sicher auch: drei Ärzte, drei Meinungen, verlorene Befunde, wochenlanges Warten und das Gefühl, allein gelassen zu sein? Doch du bist damit weder allein noch machtlos. In dem Video teile ich meine bewährten Strategien, wie du trotz überlastetem Gesundheitssystem die Kontrolle behältst und die bestmögliche Behandlung bekommst. Zum Video gelangst du hier.

Pause heißt Kraft tanken

Aber erstmal wird es heute bunt. Wir verstecken Osterhasen & Schokoeier im Garten, ich genieße Thedas Lachen, die Sonne auf der Haut. Denn Pausen sind keine Zeit­verschwendung; sie sind mein Akku­lade­gerät. Hier drei Dinge, die mir helfen – vielleicht nimmst du dir eins davon mit:

Drei kleine „Oster‑Anker“ für chaotische Zeiten

  • Mini‑Ritual: Stell dir beim ersten Kaffee bewusst vor, wie du alle Sorgen in die Tasse gießt und mit dem letzten Schluck loslässt.

  • Plan‑B‑Zettel: Notiere zwei Alternativ­termine und eine Kontakt­person, bevor du einen Eingriff bestätigst. Erspart dir spätere Hektik.

  • Freu‑Dich‑Liste: Schreib drei Dinge auf, auf die du dich nach der Behandlung freust. Bei mir steht schon das 35‑Jahre-Abi­treffen ganz oben.

Warum ich das erzähle

Weil ich dir Mut machen möchte. Progress heißt nicht Endstation, sondern „nächster Fahrplan wird angepasst“. Und ja, das nervt. Aber Ostersonntag erinnert mich: Zwischen MRT‑Kontrollterminen, verschobenen Eingriffen und Formular­stapeln gibt es nach wie vor warme Schoko­duft‑Luft, quietschende Kinderschuhe im Gras, die Umarmung meiner Mutter. Das alles zählt mindestens so sehr wie Tumor­marker im Norm­bereich.

Ich wünsche dir von Herzen, dass auch du solche Inseln findest – vielleicht heute, vielleicht nächste Woche. Wir sehen uns am anderen Ufer des Chaos, mit Keks­bröseln an den Fingern und einem Plan B, der uns trägt.

Frohe Ostern und eine große Portion Zuversicht,
deine Babett

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