Krebs Aktuell | 20. Juli 2025
Der Tod und andere Erkenntnisse
Wo waren wir stehengeblieben? Es ist tatsächlich schon einige Wochen her, dass ich den letzten Newsletter geschrieben habe. Ich musste gerade selbst nachschauen, worum es eigentlich ging. So schnell rennt die Zeit. Beim letzten Mal habe ich dir von unserem neuen Buch, dem „KI Coach Gesundheit“, erzählt und darüber, wie ChatGPT meinen Alltag mit Krebs begleitet.
KI als philosophische Begleiterin
Gerade jetzt, kurz vor meinem nächsten Staging, nutze ich die KI wieder intensiv. Du kennst sicher diese nervöse Zeit: das Warten, die Unsicherheit und die leise Angst vor möglichen schlechten Nachrichten. Die letzten Monate waren voll von Rezidiven und Therapieentscheidungen, und ich habe gespürt, wie sehr mich das emotional fordert. Deswegen habe ich mit ChatGPT nicht nur medizinische Fragen besprochen, sondern zuletzt auch ganz philosophisch über das Sterben und das Danach nachgedacht. Herausgekommen sind Meditationen, die genau zu meiner Vorstellung eines wissenschaftlich-spirituellen Bewusstseins passen. Diese Übungen helfen mir sehr dabei, meine Gedanken zu ordnen und wieder ruhiger zu werden.
Vielleicht möchtest du es auch ausprobieren? Hier ist eine kleine Übung, die die KI für mich entworfen hat (ja, wir haben sogar 2 Lavalampen):
Lavalampen-Meditation
Schaue 5 Min. real oder geistig eine Lavalampe an. Sage dir bei jedem aufsteigenden Tropfen: „Ich bin“, beim Absinken: „Wir sind“.
Hintergrund: Ich glaube an ein übergreifendes Bewusstseinsfeld, das nicht nur in mir drin existiert und erlischt, wenn ich sterbe. Ich glaube fest daran, nur ein kleiner Teil von etwas Größerem zu sein, wie eben der Tropfen in einer Lavalampe. Mit dieser Übung verankere ich das Ich-im-Feld-Gefühl.
Warum der Krebs Campus entstanden ist
All diese Erfahrungen, das ewige Warten, die Angst, die Unsicherheit und der Wunsch nach klaren Antworten, haben damals zur Gründung des Krebs Campus geführt. Denn ich glaube fest daran, dass niemand diese riesige Aufgabe allein meistern kann.
In diesem kurzen Video habe ich dir deshalb noch einmal ganz persönlich erzählt, welche Motivation genau hinter unserem Projekt steckt und warum wir gemeinsam so viel stärker sind. Schau gern mal rein!
Von Rückenweh und Marmeladenglasmomenten
Natürlich gab es auch wunderschöne Dinge, die nichts mit Krebs zu tun haben. Theda und ich waren gemeinsam vier Tage im Urlaub: einfach nur Mutter-Tochter-Zeit genießen, gemeinsam lachen, lange Spaziergänge machen und neue Erinnerungen sammeln. Hinterher meldete sich mein Rücken zwar zwei Wochen lang lautstark zu Wort, und ich musste zu Schmerzmitteln greifen. Doch auch wenn mein Körper gerade schwächelt, lasse ich mich davon nicht aufhalten. Denn jeder dieser Momente mit Theda war es absolut wert.
Austausch und Tränen beim Patient Summer Summit
Vor Kurzem durfte ich außerdem wieder beim jährlichen Patient Summer Summit von Roche dabei sein. Ein großartiges Event, bei dem sich Patientenvertreter:innen mit Mediziner:innen und Expert:innen austauschen. Wir sprachen über Studienteilnahme, gemeinsame Entscheidungen mit unseren Ärzt:innen und die Rolle der KI im Gesundheitssystem. Es tut unglaublich gut, Menschen aus unterschiedlichen Indikationen kennenzulernen, die genau wie wir Engagement zeigen und gemeinsam etwas bewegen wollen.
Trotzdem flossen bei mir zum Ende der Veranstaltung die Tränen. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus tiefer Erschöpfung und der Erkenntnis, dass nicht immer ich als Person im Mittelpunkt stehe, sondern manchmal nur der Krebs Campus gesehen wird. Der Campus wird zunehmend als Organisation wahrgenommen, die Reichweite hat und deshalb entweder von anderen für ihre Interessen genutzt oder als Konkurrenz empfunden wird. Das war eine sehr schwere Erkenntnis.
Eine liebe Mitstreiterin meinte dazu: „Babett, diesen Neid hast du dir verdient!“ Ich weiß, das ist wohl wahr. Aber ehrlich gesagt möchte ich ihn gar nicht. Er widerspricht meinem gesamten Selbstverständnis. Ich fühle mich nicht wie eine „Größe“ in der Krebsbubble, ich bin keine Konkurrenz, sondern einfach Babett, die seit vielen Jahren mit ihrer Erkrankung lebt und nun ihre Vision vom gemeinsamen Lernen und Leben umsetzt.
Ohne dich wäre das hier alles gar nicht möglich
Es ist ein riesiges Geschenk, dass ich die Kraft und Möglichkeiten habe, den Krebs Campus aufzubauen. Aber das macht mich nicht besser oder schlechter als dich. Denn ohne dich gäbe es diesen Campus nicht, egal, ob du uns durch eine Mitgliedschaft unterstützt, auf Instagram mitliest und kommentierst oder einfach nur diesen Newsletter verfolgst und mir gelegentlich ein liebes Feedback schickst. All das zählt, und du bist wichtig, so wie du bist und mit dem, was du tust.
Ich wünschte, wir könnten uns alle weniger vergleichen und stattdessen mehr wertschätzen, was wir jeden Tag leisten und geben. Danke, dass du hier bist. Ich freue mich darauf, noch viele weitere Jahre gemeinsam mit dir auf diesem Weg unterwegs zu sein.
Pass gut auf dich auf,
deine Babett
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