Krebs Aktuell | 3. November 2024

Der Krebs und der Schmerz

Ich habe es geschafft! Die stereotaktische Bestrahlung liegt hinter mir. Drei Tage lang – Montag, Mittwoch und Freitag – wurden meine drei Lungenläsionen punktgenau bestrahlt. Die Nebenwirkungen waren erträglich, aber ich bin erschöpft und müde. Immer wieder spüre ich latente Schmerzen im Brustkorb und an den Rippen. Schmerz ist für uns Krebspatient:innen ja ohnehin ein leidiges Thema. Gute Tage sind jene, an denen wir keine Schmerzen haben.

Leider bekommt chronischer Schmerz bei uns außerhalb der Palliativversorgung noch nicht immer die Aufmerksamkeit, die er verdient. Oft behandeln wir uns irgendwie selbst: Hier eine Ibuprofen, da ein Metamizol, manchmal Tilidin – was unser heimischer Apothekenschrank eben so hergibt. Ein richtiges Konzept, eine wirksame Schmerztherapie steht da selten dahinter.

Wusstest du…?

Wusstest du zum Beispiel, dass es viel effektiver ist, einen konstanten, an den Grad der Schmerzen angepassten Schmerzmittelspiegel zu halten, anstatt immer zu warten, bis die Schmerzen wieder zurückkehren? Und dass sich bei unzureichender Schmerzbehandlung ein Schmerzgedächtnis entwickeln kann?

Schmerzen schränken uns im Alltag ein und hindern uns daran, kraftvoll durch unsere Therapien zu gehen, uns ausreichend zu bewegen, gut zu essen und Lebensfreude zu verspüren. Ich rate jedem mit dauerhaften Schmerzen, einen Schmerztherapeuten hinzuzuziehen und ein gutes Schmerzmanagement zu entwickeln.

Was können wir selbst tun?

Eine Schmerztherapie kann immer sehr gut mit komplementären Methoden unterstützt werden. Wir müssen sie nicht passiv aushalten. Neben psychoonkologischer Betreuung habe ich dir hier ein paar schmerzlindernde Tipps zusammengestellt, die ich am liebsten anwende und mit denen ich mich jetzt auch wieder stärke, um nächsten Freitag bereit für die nächste Therapie zu sein.

Drei schmerzlindernde Tipps für zu Hause

  1. Wärme- und Kälteanwendungen
    Stell dir vor, du nutzt die Kraft des Wassers und der Temperatur, um deinen Körper zu unterstützen. Ein warmes Bad oder eine warme Kompresse können verspannte Muskeln entspannen und Schmerzen lindern. Kalte Umschläge hingegen können bei entzündlichen Schmerzen helfen, Schwellungen reduzieren und Linderung verschaffen. Ich habe für meinen unruhigen Bauch eine Wärmeflasche von Cthulhu, dem größten und gefährlichsten kosmischen Wesen aller Zeiten. Wenn der Schmerz da keine Angst bekommt und verschwindet, weiss ich auch nicht. Du merkst, mit einer lustigen Wärmflasche haben wir gleich auch noch den Visualisierungseffekt – zwei komplementäre Methoden auf einmal, Komplementärmedizin kann so einfach sein.

  2. Sanfte Bewegung und Achtsamkeit
    Auch wenn es anfangs schwerfällt: Sanfte Bewegung kann Wunder wirken. Meditative Bewegungsformen wie Yoga, Tai Chi oder Qigong fördern die Durchblutung, lösen Verspannungen und bringen Körper und Geist in Einklang. Ich schaffe es aber oftmals kaum, komplexe Yoga-Übungen durchzuführen. Ich mache Stretchingübungen beim Wäsche zusammenlegen. Auch eine Achtsamkeitsübung lässt sich damit verbinden: Wie fühlt sich die Socke gerade an, sind beide Socken noch gleich oder ist eine mehr ausgewaschen? Riechst du das Waschmittel? Wie klingt der Stoff beim Zusammenlegen? So lenkst du dich von deinen Schmerzen ab, kommst in Bewegung und hast etwas im Haushalt getan. Super oder?

  3. Pflanzen, Tee und Wickel
    Die Natur hält viele Schätze für uns bereit. Kräuter wie Brennnessel oder Weidenrinde haben entzündungshemmende Eigenschaften und können als Tee zubereitet werden. Ein paar Tropfen ätherisches Pfefferminzöl auf die Schläfen massiert, können Spannungskopfschmerzen lindern. Auch ein warmer Kohlwickel auf schmerzenden Gelenken ist ein altbewährtes Hausmittel. Überhaupt: Warum sind eigentlich Wickel und Auflagen aus unserer Hausapotheke verschwunden? Komplementäre Pflege kann so viel Linderung bringen. Vielleicht sollte das der nächste Kurs im Krebs Campus werden. 

Aber erst einmal muss ich wieder auf die Beine kommen. Denn nach der einen Therapie ist bekanntlich vor der nächsten Therapie, vor allem bei uns chronisch kranken Krebspatient:innen. Also setze ich mich jetzt aufs Sofa, wärme meine Seele mit Cthulhu und trinke einen Kräutertee. Nächste Woche Freitag geht es den Leberläsionen an den Kragen. 

Fühl dich herzlichst gegrüßt!
Deine Babett

 

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