Krebs Aktuell | 27. Oktober 2024
Vorfreude auf die Strahlentherapie?
Diese Woche stand für mich ganz im Zeichen der Vorbereitung auf meine anstehende stereotaktische Bestrahlung. Ich war am Montag zur Matten-Anpassung – das ist wie ein persönlicher Abdruck meines Körpers, der sicherstellt, dass ich während der Bestrahlung millimetergenau in der richtigen Position liegen bleibe. Ab Montag werden drei kleine Lungenläsionen in 3 bis 5 Sitzungen bestrahlt.
Was ist eigentlich stereotaktische Bestrahlung?
Stell dir vor, du hättest einen präzisen Laserpointer, mit dem du einen winzigen Punkt auf einer Landkarte genau treffen möchtest – ohne dabei die Umgebung zu beeinträchtigen. Genau das macht die stereotaktische Bestrahlung! Sie ist wie ein Dartpfeil, der mitten ins Schwarze trifft, also das Tumorgewebe punktgenau ins Visier nimmt und zerstört, während das umliegende gesunde Gewebe verschont bleibt. Die Matten-Anpassung hilft dabei, dass ich während der Behandlung ganz still liege, damit der „Dartpfeil“ sein Ziel nicht verfehlt. Der Unterschied zu einer normalen Bestrahlung liegt darin, dass viel höhere Strahlendosen pro Sitzung eingesetzt werden können, weil der Tumor so präzise getroffen werden kann.
Während der Bestrahlung ist es wichtig, den Atemkommandos zu folgen. Die Bestrahlung erfolgt nämlich nur, wenn ich eingeatmet habe und die Luft anhalte. Beim Ausatmen stoppt die Bestrahlung, weil sich durch die Atmung die Lage der Läsionen ändert. Die Beschränkung der Bestrahlung auf die Einatmungsphase nennt man Gating (englisch «Steuerung»). Ich versuche, mich dabei auf positive Gedanken zu konzentrieren und vielleicht sogar leise ein Mantra zu wiederholen. Ein bequeme Leggins und warme Socken können Wunder wirken, denn manchmal ist es in den Behandlungsräumen etwas kühl. Wenn du mehr fundiertes Wissen zum Thema Bestrahlung suchst, empfehle ich dir von Herzen das Instagram-Profil des Zentrums für Strahlentherapie Freiburg.
Dr. Christian Weissenberger ist ein wundervoller Arzt, der sich der Aufklärung von uns Patient:innen auf den Sozialen Medien verschrieben hat. Dies tut er gemeinsam mit Carsten Witte, ebenfalls eine absolute Folge-Empfehlung für dich!
Fasten und Bestrahlung – ein spannender Ansatz
Kürzlich habe ich einen faszinierenden Vortrag über das Fasten während einer Chemo- oder Strahlentherapie gehört. Eine klinische Studie zeigte, dass Kurzzeitfasten Nebenwirkungen reduzieren und die Lebensqualität verbessern kann. Manche Forscher vermuten sogar, dass das Fasten die Wirkung der Therapie verstärken könnte – sozusagen ein Turbo für die Behandlung.
Ich persönlich faste nicht, denn ich ernähre mich ketogen. Das heißt, mein Körper befindet sich im „Fastenstoffwechsel“, ohne dass ich auf Nahrung verzichten muss. Mit einem BMI von 18 ist das für mich der sicherere Weg. Trotzdem habe ich ein neues Krebs Kompakt erstellt, in dem das Kurzzeitfasten erklärt und das Ernährungsprotokoll vorgestellt wird, das die Forscher des Zentrums für klinische Naturheilkunde an der Charité / Immanuel-Krankenhaus Berlin um Dr. Andreas Michalsen entwickelt haben. Du findest das Krebs Kompakt zum Kurzzeitfasten auf unserer Webseite und im Kanal ‘krebskompakt’ unserer Community auf Discord.
Die Magie des abskopalen Effekts
Ja, ich freue mich auf die Bestrahlung! Nicht nur, weil das Team in der Strahlenambulanz unglaublich sympathisch und zugewandt ist, sondern auch wegen der Chance auf den sogenannten abskopalen Effekt. Denn dieser abskopale Effekt könnte meine Immuntherapie noch einmal boosten und mögliche kleine Läsionen an anderen Stellen meines Körpers bekämpfen.
Was ist der abskopale Effekt?
Stell dir vor, du hättest einen Garten mit einigen unerwünschten Pflanzen (den Tumorzellen). Du entfernst eine davon gezielt (durch Bestrahlung), und plötzlich beginnen auch die anderen unerwünschten Pflanzen im Garten zu verschwinden – ohne dass du sie direkt angefasst hast! Das ist der abskopale Effekt: Durch die lokale Behandlung eines Tumors reagiert das Immunsystem so stark, dass auch entfernte Tumorzellen angegriffen und reduziert werden.
Dieser Effekt ist besonders interessant, wenn man eine Immuntherapie erhält, so wie ich. Die Bestrahlung kann das Immunsystem quasi „wachrütteln“ und die Wirkung der Immuntherapie verstärken. Es ist, als würde man dem Immunsystem einen doppelten Espresso geben! Den abskopalen Effekt gibt es auch unabhängig von einer Immuntherapie und er wurde auch schon bei einer Strahlentherapie während einer Chemotherapie beobachtet. Aber der Effekt ist da eher selten. Die Chemotherapie wirkt ja teilweise wie ein Flächenbrand und trifft nicht nur die Tumorzellen, sondern auch viele gesunde Zellen. Das Immunsystem ist oft zu beschäftigt mit der Regeneration, um zusätzlich noch einen abskopalen Effekt zu erzielen.
Aber selbst, wenn dieser Effekt eher selten ist: Er existiert! Und wieso sollten wir dann nicht darauf hoffen dürfen, dass er gerade bei uns seine volle Wirkung entfaltet? Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, Hoffnung und Zuversicht nicht zu verlieren. Und wenn wir an unsere Therapien glauben und verstehen, wie diese im Körper wirken, dann fällt es uns viel leichter, die Therapien mit ihren Nebenwirkungen zu akzeptieren. Und dann können wir fast schon freudig zur nächsten Strahlentherapie gehen. Ich kann meine Situation nicht ändern, aber meine Einstellung zu ihr. Dadurch gewinne ich meine Lebensfreude und meine Selbstwirksamkeit zurück.
In diesem Sinne wünsche ich auch dir bestmögliches Ansprechen deiner Therapie, solltest du dich gerade in einer befinden. Ich wünsche dir dafür Kraft und Zuversicht. Denk immer daran: Du bist nicht allein, denn wir sind an deiner Seite!
Liebe Herbstgrüße!
Deine Babett
P.S.
Falls du den Live-Talk “Die Wahrheit über die Pharmaindustrie – Hoffnung oder Täuschung?” diese Woche verpasst hast, kannst du den Talk jetzt ganz bequem auf YouTube nachholen: Zum Talk auf YouTube
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