Krebs Aktuell | 25. Mai 2025
Wenn alles anders kommt
Während ich diesen Newsletter schreibe, liege ich eingekuschelt auf dem Sofa. Die Übelkeit von der Mikrowellenablation am Freitag hängt mir noch nach. Ursprünglich war eine Kryoablation für drei Lebertumoren geplant. Beim Aufwachen erfuhr ich, dass ein vierter Herd entdeckt wurde und die Radiologen deshalb auf Mikrowellenablation umgestiegen sind. Warum genau, weiß ich nicht. Eine Ärztin vermutete „weil es schneller geht“ und ich „schon vorher schmerzgeplagt“ war. An Letzteres erinnere ich mich nicht. Zur Größe der Tumoren, vor allem des neu entdeckten, oder zum weiteren Plan konnte mir niemand Genaueres sagen. Ich bleibe also mit Unsicherheit und vielen Fragen zurück.
Wenn Warten zur Geduldsprobe wird
Der Freitag begann schon mit Stillstand. Um 6:30 Uhr sollte ich als Erste in die Radiologie. Noch ohne Zimmer nahm ich also Platz im Flur: nüchtern, durstig, hoffnungsvoll. Vier Stunden verstrichen, in denen jede Minute ein kleines Kratzen in der Kehle hinterließ. Endlich rollte das Bett Richtung CT-Raum, ich legte mich auf die harte Liege … und wieder Pause. Ein Notfall schob sich dazwischen, meine Gedanken rotierten: ruhig atmen, die aufsteigende Panik wegdrücken, nicht aus der Spur geraten.
Diese Zwischenräume sind es, in denen sich der Krebs von seiner psychischen Seite zeigt: das Ausgeliefert-Sein, das Nichtwissen, das Warten. Und selbst nach dem Eingriff bleibt die Unruhe: Wie groß waren die Tumoren wirklich? Wie geht es jetzt weiter? Wie lange hält diesmal die Ruhe?
Darum heißt die Aufgabe der nächsten Tage nicht nur Pflaster wechseln und Schmerzmittel nehmen, sondern auch das Fundament stärken, auf dem alles ruht: die Psyche. Passend, dass der Mai „Mental Health Awareness Month“ ist. Für uns Betroffene kein leeres Motto, sondern Überlebensstrategie. Eine stabile Seele ist die Ausrüstung, mit der wir jede neue Therapie-Etappe angehen.
Mein Rezept für die mentale Seite
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Träume verwirklichen – dem Leben Sinn geben
Morgen tauchen wir im SINNkubator wieder in die Arbeit ein: Gemeinsam mit unserem Coach gießen wir die finanziellen Pfeiler und das nachhaltige Fundament für den Krebs Campus. Unsere Vision ist, dass der Campus dir dauerhaft zur Seite steht und genau dort einspringt, wo das Gesundheitssystem Lücken lässt. Das gibt mir Kraft, auch so kurz nach einem Eingriff. -
Gemeinschaft suchen
Am Dienstag bin ich im Campus bei Frag Babett. Auch angeschlagen tut es gut, nicht allein zu sein und mich mit anderen Betroffenen austauschen zu können. -
Schöne Momente planen
Theda ist ab Montag auf Klassenfahrt. Sebastian und ich nutzen das “sturmfrei” für ein Abendessen und Kino. Es wird sicher nicht ganz so stürmisch, wie wir das gern hätten, schließlich müssen meine Wunden noch heilen. Aber wir machen das Beste aus der Situation. Und Liebe ist sowieso meine liebste Komplementärmedizin.
Warum das Wichtig ist
Der Krebs darf nicht den gesamten Kalender besetzen. Familie, Freundschaft, gutes Essen, gemeinsames Lachen. Das sind die Gegengewichte, die Kraft spenden. Dein Zuspruch und die Arbeit im Krebs Campus gehören für mich ebenfalls dazu.
Im Jetzt, in diesem Augenblick, bin ich tumorfrei. Und das werde ich feiern! Morgen kümmere ich mich dann um die nächsten Schritte. Heute lebe ich!
Mit Liebe und Zuversicht,
deine Babett
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