Krebs Aktuell | 13. Oktober 2024
Entspannung im Metastasenleben
Heute ist der Tag des metastasierten Brustkrebses. Obwohl ich selbst keinen Brustkrebs habe, begleitet mich seit vielen Jahren der metastasierte Leberkrebs. Interessanterweise teilen sich der Leber- und der Brustkrebs denselben Awareness Monat. Deshalb möchte ich mit dir heute meine Gedanken zum Thema “Leben mit Metastasen” teilen und aufgrund meiner eigenen momentanen Situation vor allem auf das Thema Therapieresistenz und Progress eingehen.
Leben mit Metastasen
Als ich vor über zehn Jahren meine Metastasen-Diagnose erhielt, war ich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch gefordert. Die psychische Belastung aufgrund der plötzlichen palliativen Situation war enorm. Ich war eine junge Mutter, mitten in der Karriereplanung und stand plötzlich vor einem großen schwarzen Abgrund, ohne zu wissen, wann ich in diesen hineinstürzen würde. Seitdem begleitet mich die Angst. Angst vor Progress, Angst davor, dass meine Therapie aufhört zu wirken, Angst vor dem Tod. Und das Wissen darum, dass Dauer-Angst zu chronischem Stress führt, macht die psychische Situation nicht besser.
Die unterschätzte Rolle von Stress
Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Stress nicht nur unser Wohlbefinden beeinträchtigt, sondern auch direkte Auswirkungen auf die Krebsentwicklung und -behandlung haben kann. Stresshormone wie Glukokortikoide (z. B. Cortisol) und Katecholamine (Adrenalin und Noradrenalin) werden in stressigen Situationen vermehrt ausgeschüttet. Diese Hormone binden an spezifische Rezeptoren und können Prozesse beeinflussen, die am Zellüberleben, Zellzyklus und an der Immunfunktion beteiligt sind. Ich hatte in einem vorherigen Newsletter schon einmal kurz darüber geschrieben: Vom Stress zum Tumorwachstum
Stress und Therapieresistenz
Wusstest du, dass chronischer Stress auch die Wirksamkeit von Chemotherapien reduzieren kann? Studien haben gezeigt, dass erhöhte Stresshormonspiegel die Resistenz von Krebszellen gegenüber Chemotherapie fördern können. Insbesondere Glukokortikoide, die oft als Begleitmedikation zur Linderung von Nebenwirkungen verschrieben werden, können in einigen Fällen die Empfindlichkeit von Tumorzellen gegenüber der Behandlung verringern. Dies bedeutet, dass Stress also nicht nur unsere Lebensqualität mindert, sondern auch direkten Einfluss auf den Erfolg unserer Therapien haben kann.
Mein Weg zur Stressbewältigung
Angesichts dieser Erkenntnisse habe ich beschlossen, meinen Blick verstärkt auf die Reduzierung von Stress zu legenund noch intensiver an meinen Bewältigungsstrategien zu arbeiten. Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass es uns metastasierten Menschen den größten Benefit an Lebensqualität bringt, wenn wir unseren Fokus nicht nur auf gesunde Ernährung und Bewegung, sondern mindestens genauso intensiv auf die Festigung unserer Psyche legen würden. Die Reduktion von Angst und der Aufbau von Resilienz werden zu oft vernachlässigt, obwohl das womöglich die einfachste und kostengünstigste komplementäre Stärkung für uns Betroffene darstellt.
Zwei Tipps zur Stressreduktion im Alltag
Ja, ich weiss aus eigener Erfahrung, wie schwer die Reduktion von psychischem Stress im Alltag ist. Unsere Gedanken kreisen ständig um unsere Diagnose, die Erkrankung, nächste Arzttermine, unsere Therapie… Wie wäre es mit der sehr einfachen, aber effizienten Methode des Micro-Journalings? Schreibe dazu einfach täglich drei Stichworte auf, wie du dich fühlst. Es muss nicht immer gleich ein ganzer Tagebucheintrag sein. Es reichen kleine Momente im Alltag, die dich kurz zur Ruhe kommen lassen. Versuche dich dabei auch auf positive Gefühle zu konzentrieren, ohne die negativen Gefühle zu vernachlässigen. So sieht zum Beispiel meine Woche in unserem Therapie Tagebuch aus:
Mein zweiter Tipp ist ein Spaziergang in der Natur. Das wirkt wahre Wunder bei der Reduktion von Stress. Die Kombination aus Bewegung und frischer Luft hilft, den Kopf frei zu bekommen und Stress abzubauen. Wenn du dazu noch eine Übung aus unserem Waldbadenbuch durchführst, stärkst du deine Psyche und baust wichtige Achtsamkeitsübungen ganz entspannt mit in deinen Alltag ein.
Stress zu reduzieren, ist für uns metastasierte Krebspatient:innen mit Sicherheit kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für unsere Lebensqualität. Und höchstwahrscheinlich wirkt sich das auch auf den Erfolg unserer Therapien aus. Überleben ist wichtig, Leben noch viel wichtiger!
Herzliche Grüße von
Babett
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